Juli 17, 2020

Food Trends: Nimm deine bittere Seite an

Von den 5 Geschmacksrichtungen die unsere Zunge erkennen kann – süß, salzig, sauer, umami und bitter – ist bitter eine Geschmacksrichtung, nachder wir uns meist nicht gerade sehnen. Steckt mehr hinter dieser Eigenart, als man auf den ersten Blick erkennen kann? Und warum werden bittere Lebensmittel als gesünder für uns angesehen als das “süße Zeug”?

Geschmack ist ein individueller Teil unserer Identität. Unsere Liebe zum Essen und unsere Wahl des Essens spiegeln wider, wer wir sowohl persönlich als auch körperlich sind. Damit einhergehend beweist die Wissenschaft, dass unser Geschmackssinn und unsere Präferenzen durch unsere Gene vorbestimmt ist. Die Wissenschaft legt nahe, dass unsere Ablehnung des bitteren Geschmacks an unser Überleben geknüpft ist. Diese Eigenart geht auf die Jäger und Sammler der Vergangenheit zurück. Sie haben gelernt bittere Nahrungsmittel zu vermeiden. Bitterstoffe kommen besonders häufig in Pflanzen vor und stellen einen natürlicher Abwehrprozess der Pflanze dar um sich vor Fressfeinden zu schützen. Unsere Vorliebe für süße Nahrung beginnt bei der Geburt mit dem ersten Schluck Milch, und es gibt sogar Hinweise dafür im Tierreich, dass z.B. auch Affen und Austern bittere Nahrungsmittel ablehnen[1].

Obwohl wir bitter schmeckende Lebensmittel meiden, legen wissenschaftliche Untersuchungen nahe, dass Bitterstoffe für unsere Gesundheit wichtig sind. Beispiele für bittere Lebensmittel sind beispielsweise Kaffee und Schokolade, bis hin zu Grapefruit und Kürbissen. Alkohol und Zitrusfrüchte gehören ebenfalls in dies Kategorie der Bitterstoffe. Allerdings ist Menge der Bitterstoffe in Nahrungsmitteln im Laufe der Jahre durch die Einmischung der Lebensmittelindustrie in selektiven Züchtungs- und Entbitterungsverfahren[2] immer weiter gesunken. Obwohl dadurch der Geschmack bitterer Lebensmittel verbessert wird, muss noch weiter erforscht werden, ob sich dies auch auf den Nährstoffgehalt der Lebensmittel auswirkt.

Bittersüße Forschung

In den letzten Jahren wurde eine Vielzahl interessanter Forschungsarbeiten über bitter schmeckende Lebensmittel und die Art und Weise, wie ihre Aromen in unserem Körper verarbeitet werden, durchgeführt. Eine Studie in den USA legt nahe, dass unsere Gene bestimmen, wie sehr wir Bitterstoffe Tropfen genießen[3]. Dieser Studie zufolge gibt es im Körper viele Variablen, die unseren möglichen Genuss bitterer Lebensmittel beeinflussen. Was als Geschmacksrezeptoren oder TAS2Rs bezeichnet wird, verarbeitet die Aromen von Lebensmitteln und bestimmt unsere Reaktionen auf diese Aromen. Sie regulieren auch unsere Toleranz gegenüber Bitterkeit. So kann es beispielsweise sein, dass Du schwarzen Kaffee magst, aber Grapefruit nicht ausstehen kannst.

Studien wie die von der Universität Innsbruck in Österreich deuten darauf hin, dass eine Person mit einer Vorliebe für Bittertropfen eher Tendenzen zu “bitteren Eigenschaften”[1] wie Narzissmus und Psychopathie aufweist, als Personen die dagegen eine Abneigung gegenüber Bitterstoffen aufweisen. Obwohl die Studie nur eine geringe Teilnehmerzahl von 1.000 Personen aufwies, legt sie nahe, dass es eine Korrelation zwischen einer Vorliebe für bittere Nahrungsmittel und “dunkleren Persönlichkeitsmerkmalen“geben könnte. Das bedeutet natürlich nicht unbedingt, dass diejenigen, die bittere Nahrungsmittel mögen, Kriminelle oder schlechte Menschen sind. Die Studie ist dahingehend auch umstritten, allerdings zeigt sie interessante Punkte auf.

Bittere Nahrungsmittel zum Reinigen des Körpers

Studien zu bitteren Lebensmitteln zeigen, dass Menschen, die eine höhere Toleranz für bittere Lebensmittel haben und diese genießen, durchschnittlich 25 % mehr Gemüse essen als Menschen, die keine erkennbare Vorliebe für bittere Lebensmittel haben[5]. Unsere Vorlieben und Sehnsüchte in Bezug auf Lebensmittel beruhen zu einem großen Teil auf Ungleichgewichten im Körper. Das Verlangen nach bitteren Nahrungsmitteln, insbesondere nach einer schweren, reichhaltigen Ernährung über den Winter, zeigt, dass unser Körper bereit ist zu entgiften, ähnlich wie bei einem Frühjahrsputz zu Hause.

Es ist erwiesen, dass der regelmäßige Verzehr von bitteren Lebensmitteln unsere Chancen erhöht, diese Lebensmittel und den Geschmack mit der Zeit schätzen zu lernen und sich sogar danach zu sehnen[4]. Bittere Nahrungsmittel tragen dazu bei, unser Verdauungs- und endokrines System zu regulieren. Der wichtigste “Entgiftungs-Apparat” in unserem Körper ist die Leber. Die Leber arbeitet zusammen mit der Gallenblase und der Bauchspeicheldrüse, um beispielsweise Schwermetalle und Giftstoffe auszuscheiden und die Verdauung im Körper zu verbessern. Dies ist für unser Wohlbefinden, für den Hormonhaushalt und die Darmgesundheitmäßigkeit von entscheidender Bedeutung[4].

Bittere Nahrungsmittel enthalten von Natur aus hohe Mengen an Phytonährstoffen. Phytonährstoffe sind eine Möglichkeit für Pflanzen, sich vor Fressfeinden zu schützen, was vielleicht der Grund für die Existenz dieser bitteren Aromen ist. Obwohl diese Phytonährstoffe einen schlechten Geschmack in unserem Mund hinterlassen können, sind sie auch für die hohen antioxidativen und entzündungshemmenden Eigenschaften verantwortlich, weshalb diese Nahrungsmittel meist ganz oben auf der Liste der gesunden Nahrungsmittel zu finden sind.

Lerne bittere Lebensmittel zu lieben

Diese Nahrungsmittel sind für unser ganzheitliches Wohlbefinden nahezu unerlässlich und der Verzehr großer Mengen bitterer Lebensmittel kann unsere Körperfunktionen und -systeme positiv unterstützen.

Wenn Du nach den – meist gehaltvollen – Wintermonaten bereit bist, dich wieder besser zu ernähren, hilft es dir und deinem Wohlbefinden vielleicht vermehrt bitterstoffhaltige Nahrungsmittel zu konsumieren.

Quellen:

  1. https://emilkirkegaard.dk/en/wp-content/uploads/Individual-differences-in-bitter-taste-preferences-are-associated-with-antisocial-personality-traits.pdf
  2. https://academic.oup.com/ajcn/article/72/6/1424/4729430
  3. https://www.foodnavigator.com/Article/2011/04/08/Taste-perception-of-bitter-food-is-gene-dependent-Study
  4. https://www.mindbodygreen.com/articles/bitter-foods-change-saliva-making-you-crave-more-bitter-foods-study-finds
  5. https://news.psu.edu/story/159262/2011/04/01/research-shows-taste-perception-bitter-foods-depends-genetics

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